Regie: Andreas Hermann Bühne: Viola Valsesia Kostüme: Silvana Arnold
Nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz
Schweizer Erstaufführung
Premiere: 05. März 2015
1899 erscheint Joseph Conrads Erzählung «Herz der Finsternis» über einen wahnsinnig gewordenen Elfenbeinhändler in der Wildnis des Kongos. Achtzig Jahre später variiert Francis Ford Coppola die Geschichte in seinem epochalen Vietnam-Film «Apocalypse Now». 2013 greift Wolfram Lotz das Sujet in einer lockeren Szenenfolge auf und verdichtet es zu einem irrwitzigen Panorama aktueller Kriegskonflikte.
Zwei Soldaten erhalten den Auftrag, in den Weiten Afghanistans einen durchgedrehten Oberstleutnant ausfindig zu machen, der seine Kameraden liquidiert hat. In einem Boot begeben sie sich auf eine Reise in die Finsternis. Sie begegnen einem ehemaligen Fischer, der ein Diplomstudium der Piraterie an der Hochschule in Mogadishu absolvierte, italienischen Blauhelmsoldaten, die für die Mobilfunkindustrie die Ernte von Coltan überwachen, das hier auf Feldern wächst, und einen Bürgerkriegsflüchtling vom Balkan, der auf einem Kanu lebt und regen Handel mit Spirellinudeln, Spannbetttüchern und Investmentfonds treibt.Somalia, Ex-Jugoslawien, Afghanistan – die Konfliktherde dieser Welt verschwimmen zu einer einzigen bedrohlichen, monströsen Welt, die es zu durchqueren gilt. Die Gesetze von Zeit und Raum scheinen ausser Kraft gesetzt, die Fahrt auf dem Fluss führt immer tiefer ins «Herz der Apokalypse». Angesichts zunehmend undurchschaubarer Konfrontationslinien ringt der überforderte West-Europäer um Orientierung. Am Ende erwartet ihn nichts als rabenschwarze Dunkelheit.Wolfram Lotz, geboren 1981 in Hamburg, studierte Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft in Konstanz und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er ist Autor von Theaterstücken, Hörspielen, Lyrik und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2011 mit dem Kleistförderpreis.AKTUELL: Wolfram Lotz ist mit «Die lächerliche Finsternis» für den MÜLHEIMER DRAMATIKERPREIS 2015 nominiert.
Fotos: Ingo Höhn